Am östlichen Ende der Slowakei liegt der Zemplinsker Stausee, im Ausbau zu einem Erholungsgebiet befindlich, umgeben von vielen Campingplätzen. Dorthin zog es uns wiederholt, weil die Reise so schön weit und somit der Weg an sich das eigentliche Urlaubsziel war.
Zemlinsker Stausee
Die von den Karpaten in die ungarische Ebene abfallende Landschaft bringt es mit sich, dass unvermittelt heftige Luftbewegungen in Form anhaltender Stürme auftreten. Zuerst hört es sich an, als käme von weit her eine mächtig fauchende Dampflok heran gerollt, das Dröhnen wird immer stärker und schließlich rast das Ganze mit Brachialgewalt über den Campingplatz. Im ersten Besuchsjahr saßen wir im Inneren unseres Klappfix-Zeltcaravans und hielten stundenlang die Zeltstangen fest, später konnte uns der "Zempelsturm" im kleinen Plastikwohnwagen nichts mehr anhaben. Dafür hatten wir nun Zeit, das Geschehen auf dem Platz zu beobachten: Dort knickte eine hochgewachsene Pappel um, an anderer Stelle sauste ein Zelt vorbei, welches sich aus der Verankerung gerissen hatte; Eimer, Schüsseln, Luftmatratzen und sonstige Gegenstände grüßten im Vorbeifliegen. Nach meist einer Nacht und einem Tag war der Spuk dann vorbei. Die Leute tauschten ihre gefangenen Sachen aus, halfen sich gegenseitig beim Wiederaufbau ihrer Leinwandvillen und waren - sofern sie es nicht vorzogen abzureisen - schnell wieder guter Dinge.
King-Kong machte das Ereignis zum ersten Mal mit. Gemeint ist ein Kerl wie ein Baum, den wir wegen seiner stattlichen Figur so getauft hatten. Er lebte mit seiner Model-Freundin in einem kleinen Bergzelt unmittelbar neben seiner knallroten Nobelkarosse, mit der er tagsüber die Straßen um Michalovce unsicher machte. War er einmal nicht unterwegs, zeigte er jedem, der es sehen oder nicht sehen wollte, sein durchtrainiertes Muskelpaket. Dann kam der Sturm. Wir sahen, wie King-Kong aus dem Zeltchen geschossen kam, zu seinem Auto raste, die Türen aufriss und wieder zuschlug, schließlich einen Baum ansprang, umarmte und minutenlang nicht wieder losließ. Inzwischen raffte sein Frauchen alles zusammen, was dem Urlaubsaufenthalt gedient hatte, schmiss es in das Auto, und beide suchten noch in selbiger Nacht das Weite. Ein Jahr später waren sie wieder da.
Camping am Zemlinska sirava
Blick aus dem Zelt auf den "Zempel"
Einfahrt und Rezeption des Camps
unsere Seiten wurden letzmalig geändert am 04.11.2016