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Es war etwas kühl und verregnet in Skandinavien im Juni 2013, deshalb zog es uns im September in eine wärmere Region. Wir hatten uns Korsika ausgeguckt, war uns die erste Reise dorthin vor einigen Jahren doch noch in bester Erinnerung. Auch reizten uns die unvermeidlichen Fährüberfahrten von Italien auf die französische Insel. Unser Gespann hatte sich von den Pannen im Frühsommer auch wieder erholt, frisch repariert traten wir die Fahrt an und landeten – nunmehr zum dritten Mal – auf dem Camping Steiner in Leifers, nahe Bozen.
Hier gibt es immer Platz für eine Anreiseübernachtung, zumal es sich zeitlich ja um die Nachsaison handelte. Doch zu unserem Erstaunen war das Camp voll belegt, nur mit Mühe fand sich noch ein Stellplatz. Vermutlich dachten viele Südlandfahrer reiferen Alters wie wir. Jedenfalls wurden am nächsten Morgen viele Plätzchen wieder frei. So auch das Unsrige, denn wir rollten weiter gen Livorno zwecks Fährüberfahrt. Vor einigen Jahren waren wir schon einmal in diesem Ort umhergeirrt auf der Suche nach dem richtigen Fährableger. Die Erinnerung an die nervige Stadt- und Hafenkutscherei von damals ließ neuen Ungemut aufkommen. Und prompt verhaspelten wir uns wieder. Dabei hatten wir doch in der Reisevorbereitung alle möglichen Hinweise zur richtigen Hafenanfahrt per Internet gesucht, gefunden, aufgezeichnet und namentlich eingeprägt. Alles umsonst. Die alte Anlegestelle der "Moby-Line" war geschlossen, die neue lag ganz woanders. Auch die "guten" Tipps diverser Kenner aus dem Internet erwiesen sich als überholt oder irreführend. Dabei ist es ganz einfach, die richtige Zufahrt zu finden: Man muss nur den braunen Schildern ("Imbarco Passeggeri") zum Passagierhafen folgen. Zugegeben, sie sind oft recht klein gehalten, aber sie allein führen zum Ziel. Das hatten wir aber unbelehrbar bereits während unserer ersten Korsika-Reise festgestellt. Unser Ziel war die Anlegestelle der "Moby-Line". Trotz nicht vorhandener Hinweise zum Aufstellen der Fahrzeuge im Hafengelände standen wir schließlich an richtiger Stelle und warteten auf unsere Fähre. Wir hatten die – früher hieß sie Nautel-Übernachtung – gewählt. Das heißt, man fährt am Abend vor der Abreise an Bord, übernachtet in einer Kabine und schippert in den Morgenstunden hinüber nach Korsika.
Für die Übernachter – andere Camper zogen es vor, im Hafen den Abreisemorgen zu erwarten – gab es zu unserer Überraschung je zwei Bons für Abendessen und Frühstück, was den Nautel-Preis doch recht attraktiv erscheinen ließ.
Schon am dritten Tag unserer Reise befuhren wir korsisches Inselland und suchten uns einen Campingplatz in Aleria an der Ostküste etwa Mitte der Insel aus. Am Ende des kleinen Ortes führt eine Straße zum Camping Marina d'Aléria. Nach 3 Kilometern erreicht man den direkt am Strand gelegenen Platz, der hier im September gut belegt, aber nicht überfüllt war. Dafür befand er sich aber fest in deutscher Hand, zumindest bis zum Ende der süddeutschen Ferienzeiten, danach folgten zunehmend Schweizer Camper, ohne aber die deutsche Dominanz brechen zu können. Wir konnten zwischen schattigen Plätzen unter hohen Bäumen und sonnigen entlang des Sandstrandes wählen.
Zwischen Strand und den Stellplätzen unterschiedlicher Größe, eingelassen in Buschhecken, war eine Sichtbremse aus zum Teil meterdicken Baumstämmen – angetriebenes Schwemmgut – einzäunt als Abtrennung zum Stand, errichtet. Auf dem Platz gab es alles, was der Camper so benötigt: Restaurant, Café, Kaufladen und selbstverständlich saubere Sanitäranlagen. Besonders gelungen empfanden wir die Kinderspielanlage mit diversen Geräten und ein fantasievoll gestaltetes Planschbecken für die Kleinsten.
Für Ältere gab es eine Fitness-Übungsanlage mit verschiedenen Gerätschaften. Alles in Allem: Der Campingplatz entsprach unseren Wünschen – und hier blieben wir.
Vor einigen Jahren waren wir schon einmal in Korsika. Damals hatten wir uns auf Village Arinella Bianca bei Ghisonaccia einquartiert und von dort aus den Süden und das Innere der Insel bereist. Wir erkundeten das Kastanienland, die Alta Rocca, die Schluchten des Fium´Orbu und Bonifacio.
Diesmal interessierten uns die die Hauptstadt Ajaccio, die irren Wege durch die Berglandschaft des Inselinneren und das Kap Corse hoch im Norden. Ajaccio liegt auf der Westseite Korsikas. Das hieß für uns, die Insel zu durchqueren. Natürlich suchten wir uns dazu Straßen aus, die nicht unbedingt zu den breiten Haupttrassen gehören. Wie erstaunt waren wir, dass die Straßen zwar manchmal ziemlich schmal, aber überall in gutem Zustand waren. Anders als früher, keine Schlaglöcher und unbefestigte ehemalige Eselspfade mehr. Und so wurde die Fahrt zu einem unvergesslichen Schauerlebnis. Wie soll man die wilde Bergwelt Korsikas beschreiben? Man muss sie sehen, riechen und den Dauer- Kraftakt beim Lenken des Fahrzeuges spüren. Also hieß es, so oft wie möglich anzuhalten und zu genießen.
Irgendwann kamen wir in der Inselhauptstadt an. Hier herrschte ein Treiben wie in den französischen und italienischen Mittelmeermetroplen. Den überall im Ort gegenwärtigen Napoleon Bonaparte zog von hier aus in die weite Welt, wir wären am liebsten geblieben. Die Stadt an der Strandpromenade am Nordufer des Golfs von Ajaccio zu erwandern oder zu erfahren, das Treiben der großen und der kleinen Kreuzfahrer und Jachten im Hafen zu erleben, ist einfach fantastisch. Allgegenwärtig drängt die Zitadelle von Ajaccio ins Bild und lädt zur Besichtigung ein. Besonders attraktiv ist der Blick von der Mole Jetée de la Citadelle auf den Fischerhafen und die Stadt. Oder man bummelt auf der eleganten Avenue de Paris und dem Place de Gaulle, der sich oberhalb des Plage Saint-Francois zum Meer öffnet.
Auf der Rückfahrt ruhten wir ein wenig aus, indem wir ein stückweit die Hauptstraße N 193 Richtung Calvi befuhren, um dann aber irgendwo wieder in die Bergwildheit bei abzubiegen. Es war spät, als wir unseren Campingplatz wieder erreichten. Zweimal quer durch die Insel auf abenteuerlichen Wegen – ein unauslöschliches Erlebnis!
Die Halbinsel im Norden Korsikas ragt fingerförmig ins Meer hinaus und hat eine Länge von ca. 40 km und eine Breite von ca. 10 km: Das Cap Corse. Wir wollten sie an den Küsten umrunden und begannen die Fahrt in Bastia. Man durchfährt die quirlige Hafenstadt und schlängelt sich durch die nicht aufhören wollenden Vororte mit ihren Villen, Ferienwohnungen, Gasthäusern und Siedlungen, bis die Straße die Einsamkeit der Küstenlandschaft erreicht und man die unendliche Weite des Meeres mit den vorgelagerten Inseln Monte Cristo, Elba und Capraja voll genießen kann. Die Straße D80 wird in wenigen Jahren zu den schönsten Panoramastraßen Europas gehören. Zurzeit sind weite Strecken asphaltiert und ausgebaut. Nur an einigen Stellen wird die alte Straße noch verbreitert und erneuert. In kurvenreichen Serpentinen schlängelt sie sich um die Halbinsel herum und bietet nach jeder Kurve eine neue atemberaubende Aussicht. Es gibt viel zu sehen: Seien es die vielen Genuesertürme, die malerischen Dörfer und Städtchen oder die herrlichen Strände.
Am Ende der Rundreise erreicht man Saint Florent, einen kleinen Küstenort mit einer Vielzahl von Bars, Restaurants und Cafés, auch "korsisches Saint-Tropez" genannt. Wir empfanden die Fahrt um die Halbinsel als eine Besichtigung Korsikas en Miniatur. Die von uns gewählte Route entgegen dem Uhrzeigersinn von Bastia nach Saint Florent ist absolut empfehlenswert. Man fährt an der dem Meer zugewandten Seite mit spektakuläreren Blicken in die Tiefe. Während die Ostküste eher flach zum Meer hin abfällt, ist die Westküste viel zerklüfteter und die Straße führt teilweise hoch über dem Meer entlang.
Bevor wir uns von Korsika verabschiedeten, statteten wir dem unmittelbar vor dem Campingplatz gelegenen Weingut einen Besuch ab. Mit dem roten "Préstige du Président" füllten wir zu Hause unser Weinregal wieder auf. Unweit vom Campingplatz, an der Straße zwischen Aleria und Ghisonaccia zweigt die Straße nach Ghisoni ab. An ihr entdeckten wir die Domaine de Mavela. Hier wird der einzige "Whisky Corse" gebrannt und neben Spezialitäten aus allen Regionen Korsikas angeboten. Wer also ein landestypisches Mitbringsel sucht, ist hier goldrichtig.
Es wurde Zeit, die Rückreise anzutreten. Der Fährhafen von Bastia ist einer der am besten ausgeschilderten, erreichbaren und organisierten Häfen seiner Art, die wir kennengelernt haben – und das sind wahrlich nicht wenige.
Die Nachsaison war in die Zeit gekommen. "Moby-Lines" hatte ihre Passagen nach Livorno inzwischen eingestellt und so buchten wir unsere Rückreise bei "Corsica Sardinia Ferries", eine Entscheidung, die wir nicht bereuten.
Von Livorno aus rollten wir weiter Richtung Viareggio zum Camping Burlamacco. Hier in der Nähe hatten wir vor einigen Jahren schon einmal übernachtet. Die Campingplätze der Umgebung ähneln einander fast wie ein Ei dem anderen. Sie sind ähnlich angelegt, düster und im Inneren ziemlich eng und für Gespanne schwer zu befahren, besonders beim rechtwinkligen Abbiegen zu den Stellplatzarealen. Freundliche Platzbetreiber wiesen uns aber hilfsbereit ein und verhinderten somit ungewollte Karambolagen mit irgendwelchen Eckbegrenzungen, Zäunen und Mauern. Leider verschandelten die Dauercamperburgen das Bild des Platzes. Übrigens gab es auch hier die unvermeidlichen Jugendgruppen auf Erkundungstour in die Gegend um Pisa. Teenie Power war angesagt, wie wir es vor einigen Jahren schon einmal erleben durften. Trotz aller Freundlichkeit des Personals, einschließlich der Wirtsleute des Restaurants, hierher werden wir wohl nicht wieder fahren.
Hinzu kommt, dass wir irregeleitet durch den Ort Torre del Lago Puccini kurvten und uns nervenaufreibend durch die von wild parkenden Autos dichten Straßen schlängeln mussten. Dabei führte eine breite Zufahrtstraße bequem zum Campingplatz, wie wir bei der Abreise erkannten.
Die nächste Etappe unserer Heimreise verschlug uns nun zum vierten Mal auf den Campingplatz Steiner in Leifers bei Bozen. Jetzt, Ende September, wird auf Steiner wohl jede Menge Platz sein. Und die spitzenmäßige Pizza in der Gaststätte lockte für sich. Umso erstaunter waren wir, dass der Campingplatz randvoll ausgelastet war. Man bot uns einen Notstellplatz im Eingangsbereich an, oder in einem Eckchen weit unten im Camp. Wir entschieden uns für den unteren Platz und waren somit die letzten, die heute aufgenommen werden konnten. Warum der Campingplatz auch diesmal so stark frequentiert war, bleibt weiter ein Geheimnis. Ein Glück, dass wir nicht auf dem Notplatz standen. Beim Movern gab unser luftbereiftes Deichselrad plötzlich seinen Geist auf – ein Alptraum jedes Besitzers derartiger Stützräder. Irgendwie bekamen wir den Caravan doch noch auf seinen Platz, bauten das Rad ab und ließen es tags darauf in einer Werkstatt durch ein vollgummibereiftes ersetzen. Nie wieder Luftreifen am Bugrad!
Campingplatz Seebauer, etwa 3 km nördlich von Tittmoning, war die letzte Station unsere diesjährigen Nachsaisonreise. Der kleine, an einem wunderschönen See gelegene Campingplatz war nur mäßig belegt wie es der Jahreszeit entsprach. Und trotzdem hatte man den Eindruck eines randvollen Platzes, was den Dauercamper-Aufbauten geschuldet war. Bei weitem sah es nicht so trostlos aus wie auf Camping Burlamacco in Italien.
Ein angenehmer Ausklang unserer Reise sollte der Besuch von Tittmoning werden. Durch die historischen Stadttore betritt man die reizvolle, romantische Altstadt mit ihrem riesigen Stadtplatz, der mit seinen stattlichen Bürgerhäusern zu einem ausgiebigen Bummel einlädt, und zu einem Besuch einer der netten Gaststätten anregt.
Und so genossen wir dann endlich wieder die typisch bayerischen lukullischen Schmankerln. Ein guter Reiseausklang. Leider blieb uns nicht die Zeit, die Umgebung der Stadt an der Salzach, das benachbarte Österreich und den "Rupertiwinkel" genauer zu erkunden.
Unsere diesjährige Korsika-Reise führte zwar an einigen bereits bekannten Plätzen vorbei, war aber eine neue Erkundungstour auf Napoleons Heimatinsel, für die sich irgendwann noch eine weitere Reise zu neuen Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten lohnen wird.
unsere Seiten wurden letzmalig geändert am 04.11.2016